Setlist für den Auftritt von Mittagspause beim Festival „Into The Future“ in der Markthalle am 24. Februar 1979, Hamburg 1979 (Ausschnitt)
Setlist: © Mittagspause
die den rahmen aller gleichzeitig mit uns agierenden lokalen bands überschreitende kreativität des mittagspause-schlagzeugers markus oehlen, den ein zeitgenössischer fanzine-schreiber anlässlich eines konzertberichts nicht unelegant „poseidon“ taufte, sorgte dafür, dass uns das gerücht vorauseilte, wir wären eine kunstrock-band. traten wir z. b. in gleichen anzügen auf, wie etwa in berlin oder hamburg, machte markus niemals mit und saß in bundeswehrhose und kariertem jackett hinter den trommeln, meist schlecht rasiert, was mich persönlich sehr nervte, weil mir klar war, dass wir auf solche weise niemals das image von trommelnden, schnarrenden, piependen (gabi delgado mit diktafon) künstlern und noch un-geouteten, späteren beatles- und bob-dylan-fans (janie jones) loswerden würden. mehr stalingrad und weniger „kids are united“ hätten vielleicht schon geholfen. aber es war von anfang an unmöglich, eine explosion in einen sandkuchen zusammenzubacken, der ewig hält, wenn man hin und wieder etwas weihwasser darauf sprengt. und so zerbröselten die reste von mittagspause und fanden sich in verschiedene patisserien eingebacken wieder vor: daf, fehlfarben, galerie max hetzler etc. geld löste schließlich zugehörigkeitsprobleme in dienstverhältnisse auf. „erfolg“ stand auf platz eins, musik war plötzlich albern, trio kupferten mittagspause auf ihrer gesamten ersten lp ab und niemand warf ihnen etwas vor. der lift ging aufwärts, diese bewegung war bisher nur von anderswoher bekannt. niemals hätte größenwahn gereicht, um sich vorzustellen, wohin das alles führen könnte. es ging voran bis zum sauseschritt vom goldenen reiter, der ein eisbär sein wollte und „dadada, isch lieb disch nischt, aha“ für alle sang, die ohren hatten, um mit dem arsch zu wackeln … dz, dz, dz. heilfroh, nicht mehr dabeigewesen zu sein, als es um volksanbiederung ging, verblieb ich dada und teilen der jeweiligen jetztkultur wohlgesinnt, manchmal bei museumsbesuchen, im tv oder im radio. wo plötzlich namen aus kürzerer vergangenheit hervorragten, war ich erstaunt über die selbstverständlichkeit mit der sie das taten. einmal begegnete mir harry rag in einem berliner copyshop, ungefähr 1988. ich hätte ihn fast nicht erkannt: er trug eine schneeweiße lederjacke, wofür er sich tatsächlich entschuldigte. als ich erzählte, dass ich gerade als spüler bei kempinski jobbe, scherzte er: „vom millionär zum tellerwäscher“, worauf ich lachte und ihn fragte, ob wir vielleicht mal etwas „herumdudeln“ könnten. er stieß sich an diesem wort, als hätte ich auf den boden gespuckt und verschwand zur tür hinaus. das waren die achtziger.
© franz bielmeier, 2020