Frank Fenstermacher

Collagierte Druckvorlage für das Cover des ersten DAF-Albums „Ein Produkt der deutsch-amerikanischen Freundschaft“, 22 x 22 cm, Wuppertal 1978/79

© Frank Fenstermacher

Als ich 1975 in Düsseldorf ankam, hatte ein gewisser Bruder Johannes den Vater Joseph längst zurück über den Fluss geschickt … und ich … ich zog mit meiner studierenden Freundin unverrichteter Dinge zusammen in eine WG in einer Vorstadt nämlicher Rheinseite.

Dann teilten sich im Zuge der Frauenbewegung  Frauen und Männer in gleichgeschlechtliche  WGs  auf.

Dort begann die erste Malerei. Sie war in Öl und großformatig, im Stil von Jahrmarktmalereien und nach Fotos von TV-Szenen.

Che Seibert, Moritz Reichelt, Mathias Kabelitz und ich zogen alsbald nach Wuppertal, um selber eine Galerie zu machen und um endlich eigene Galeristen in uns selbst zu haben. 

Die Galerie in Wuppertal-Elberfeld erhielt den Namen „Art Attack“, daraus wurde dann später das Label „Ata Tak“ .

Zu den Veranstaltungen der Galerie kam immer der halbe Ratinger Hof. Es gab auch Konzerte zu den Veranstaltungseröffnungen: Bei der Eröffnung der „3 Tage“-Ausstellung trat die Gruppe YOU aus Gevelsberg auf, aus der dann DAF wurde, deren erstes Plattencover ich gestalten durfte und der unter anderem Kurt (Pyrolator) Dahlke und Chrislo Haas angehörten. 

Meine Malerei  wurde  für die jährlich stattfindende Bergische Kunstausstellung im Von-der-Heydt-Museum ausgewählt. Meiner künstlerischen Karriere schien nichts im Wege zu stehen. Ich hatte zuvor begonnen, Kunst und Germanistik an der PH in Aachen und Neuss zu studieren. Die Akademie in Düsseldorf hatte meine Bewerbung für das Lehramt allerdings dreimal abgelehnt.  

Durch die Galerie lernten wir neben vielen Musikern die Beuys-Schüler Milan Kunc, Peter Angermann und Jürgen Kramer kennen, der mit Johannes Stüttgen zusammen die Freie Universität Gelsenkirchen machte.

Jürgen Kramer gab sporadisch eine Kunstzeitung, „Neue Welle“ (später die Zeitung „The 80s“), heraus, deren Beiträge von anderen international kooperierenden, musikalischen Dichtern und Künstlern stammten: Gruppen wie LAFMS, das Label Sordide Sentimental, Cabaret Voltaire, Jean Francois Octave, Throbbing Gristle, The Residents, die Bazooka-Künstler Kiki und Loulou Picasso, DEVO, Wire, Chrome oder The Normal beeindruckten uns damals stark. Zur Eröffnung der Ausstellung von Jürgen Kramer spielte die Punk-Band „Die Salinos“, ehemalige Beuys-Schüler aus Gelsenkirchen, die sich vorher „Küchentheater“ genannt hatten.

Mir gefiel neben dem Multimedial-Sprachlichem auch das Collagenhafte und Neokonstruktivistische vieler Arbeiten und ich begann eine Serie von A4-Zeitungs-Collagen zu deutschen Themen wie Nationalismus und RAF als Beitragsentwürfe für „The 80s“, wie auch  für Xerox-Kopie-Kunsthefte, die – mit den Beiträgen befreundeter Musikkünstler – auch bei „Art Attack“ verteilt wurden, zu gestalten.

Parallel begannen Moritz und ich mit Jürgen Kramer musikalisch unter dem Namen „Weltende“ zusammenzuspielen … das war nicht das Ende der Kunst, sondern der Anfang der Musik als Kunst.

© Frank Fenstermacher, 2021

Collage „CHECK CHECK CHECK BUT MAKE SURE YOU HAVE A PLAN B“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „VON DEN MUSEN GEKÜSST SEIN“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „BEIM ANBLICK DER NÄCHTLICHEN ARBEITER“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „wer sich nicht bewegt spürt seine FESSELN nicht“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „IN EINEM STARKEN NATIONALISTISCHEN STAAT LEBEN WOLLEN UM NICHT SO ALLEIN ZU SEIN“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Zeichnung „Ich liebe“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „DEN BESOFFENEN ANSCHREIEN BIST DU EIGENTLICH KOMMUNIST“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „WER SIND SIE – FÜR WEN ARBEITEN SIE?“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher

Collage „WENN EUCH PUNK NICHT PASST GEHT DOCH NACH DRÜBN“ von Frank Fenstermacher, Wuppertal 1978 

© Frank Fenstermacher