„Die Haut“ bei einem Auftritt in der Freien Universität, Berlin 1983 (Ausschnitt)
Foto: © Rainer Berson
Für die Instrumentalmusik von Die Haut gab es viele Einflüsse, angefangen von Wall-of-Sound-Experimenten – wie z. B. von Glenn Branca – bis hin zur Musik von Quicksilver Messenger Service, die auch mit mehreren Gitarren arbeiteten und Songs mit free-form-parts verbanden. Man beschränkte sich nicht auf ein Songformat, sondern improvisierte. Mich hat interessiert, aus den konventionellen Songstrukturen auszubrechen. Wir hatten oft Stücke, die 64 Teile hatten, die aus langsam voranschreitenden Variationen von bestimmten Themen bestanden, die zwar sehr ähnlich, aber minimal variiert waren. Da waren natürlich Einflüsse von Minimal-Musik und Drone-Musik drin. Andererseits gab es aber auch diese Lust an Songmaterialien, an Surfmusik und an Westerngitarren. Was sich dann herausgebildet hat, waren bestimmte Arbeitsmethoden, die eher zur Improvisation gehörten und dem, was man von bestimmten Jazzrichtungen her kannte. Wir haben sehr viel improvisiert und dann Motive herausgenommen, die uns gefielen. In diesem Zusammenhang wurden gewisse Regeln eingeführt, wie z. B. die Regel, dass sobald etwas gespielt wird, was einem bekannt vorkommt, man sofort aufhören muss, um Klischees zu vermeiden. Wir wollten uns bewusst nicht auf etwas beziehen, um möglichst radikale Gegenentwürfe zu konventioneller Musik zu produzieren. Wir wollten dafür sorgen, dass unsere Musik originär die von den beteiligten Musikern war.
Später haben wir uns mehr geöffnet, sogar Coverversionen gespielt – wie ‚I just dropped in (to see what condition my condition was in)‘ – mit Nick Cave …
© Christoph Dreher, 2020