Male

Male-Konzert im Ratinger Hof, v.l.n.r.: Jürgen Engler, Stefan Schwaab und Bernward Malaka, Düsseldorf 1978 (Ausschnitt)

Foto: © George Nicolaidis

MALE wurde 1976 von Bernward Malaka und mir gegründet.

Mein Vater hat mir 1976 einen Zeitungsartikel aus der Rheinischen Post oder dem Express vor die Nase gelegt – „Punk ist Musik aus Londons Gossen“ oder ähnlich lautete der Titel. Nachdem ich mir den Artikel durchgelesen hatte, meinte er: „Das ist doch was für dich!“ In dem Artikel stand was von „schneller, harter Musik mit provokativen Texten“ und ich dachte mir dann, das ist wahrscheinlich das, was wir machen. Wir hatten ja keinen Begriff für unsere Musik. Wir spielten damals auch einige Sachen nach – wie „Satisfaction“ von den Stones oder „Summertime Blues“ von The Who – aber alles schneller und härter, punkmäßiger, und klangen einfach komplett anders als die ganzen Bands, die versucht haben Genesis, Pink Floyd und so weiter nachzuahmen. Man wusste einfach nicht, wo man uns einordnen sollte, es gab keinen Begriff dafür. Gelesen hatte ich zwar von den Stooges in der Zeitschrift „Pop“ und Fotos von Iggy, wie er auf dem Publikum surft, hatte ich auch gesehen, aber ich wusste nicht, wo ich die Musik herkriegen sollte. Man hat damals 1976 in Düsseldorf keine Stooges-Platten gekriegt. Ich habe dann irgendwie gedacht: Wir sind wahrscheinlich eine Punkband. So wie wir spielen, müssen wir eine Punkband sein.

Die eigentlichen MALE, die Essenz der Band, existierte zwischen zwischen Mitte 1978 und Ende 1979, also die MALE, die in Hamburg auf den Markthallen-Festivals gespielt haben. Das war das, wofür MALE stand. Wir wurden zwar als die deutschen Clash bezeichnet, aber wir waren nur von der Ausrichtung ähnlich. Wir hatten plakative, sloganhafte Texte, haben aber kaum Moll-Akkorde verwendet, wie The Clash. Unser Album „Zensur & Zensur“ von 1979 war das beste Statement des deutschen Frühpunk, auf jeden Fall. Das sage ich nicht, weil ich dabei war. Das würde ich genauso sehen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Ich glaube, dass das eine extrem wichtige LP war.

© Jürgen Engler, 2020